Dein Eheversprechen als Gedicht in Reimform – Warum?

Ich bin Franzi, freie Traurednerin, und ich liebe Gedichte. Ich glaube, dass sie das Bindeglied zwischen einem Text und einem Song sind und deshalb so eingängig.

Ein Gedicht ist einprägsam. Es überrascht mit einem aufgelockerten Satzbau, hält uns deshalb
kognitiv bei der Stange und: ein Reim bleibt im Kopf. Glaubst du nicht?

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist …

Beweis erbracht! Und ich vermute, es ist mindestens ein Jahrzehnt her, dass du das lernen musstest.

Ein sich reimender Vers macht die Aussage irgendwie rund. Man sagt ja nicht umsonst, “sich einen
Reim auf etwas machen” wenn etwas Sinn ergeben soll. Wie in der Mathematik: 1 und 1 zusammen
zählen! Und zack, haben wir die Kurve zur Ehe! Fetzt oder?

Auch bei der Hochzeit zählen wir eins und eins zusammen, und jeder Gast wird sich nach
eurem Ehegelübde einen Reim darauf machen können, warum ihr heiraten wollt!

Gedichte sind dabei so vielfältig. Sie können witzig sein, ein Augenzwinkern hörbar machen – man
denke nur an Heinz Erhardt – oder mit poetischen Worten glasklare Bilder transportieren und Dinge
auf dem Punkt bringen, wie einst Rilke das schon eindrücklich gezeigt hat.

Gedichte illustrieren unsere Sprache. Sie sind das erste Vogelzwitschern nach einem langen Winter.
Der Löwenzahn,der sich durch grauen Beton kämpft. Sie schlüpfen mit einer ihnen eigenen
Leichtigkeit mitten in unser Herz – und bleiben da für immer. Besonders, wenn sie ganz persönlich
und mit individuellen Inhalten geschrieben sind. Amüsant und liebevoll.

So könnte ich dieses Gedicht über meinen Mann schreiben:

Manchmal lieg ich wach im Dunkeln
und schau dich einfach staunend an.
Dann kann ich kaum mein Glück begreifen,
wie jemand so schön schnarchen kann.

Weil: Ehe ist, die Fehler des anderen zu kennen und ihn trotzdem zu lieben. Oder vielleicht gerade
deshalb.